Gefundenes 

QSLs im Wandel der Zeiten

 Über QSL-Karten - dem krönenden Abschluß eines QSOs -, deren Austausch und Verwendung, wurde schon viel geschrieben. Dieser Beitrag will sich mit Aspekten der Gestaltung und dem im Verlaufe der Jahre erfolgten Wandel beschäftigen. Die ersten QSLs hatten ganz allgemein den Charakter von Kartei-Karten, mit denen die QSO-Daten und die verwendeten Stationsausrüstungen für ein QSO zwischen 2 Funkamateuren dokumentiert wurden.

 Die Gestaltungselemente beschränkten sich auf die Auswahl von Druckfarbe sowie von Schriftart und -größe und auf die Anordnung des Textes. Gelegentlich waren kleine Zeichnungen eingefügt oder Klischees, die in den Druckereien vorhanden waren. Später wurden die Karten mehr als Ganzes gestaltet.

 Der Inhalt beschränkte sich nun nicht nur auf die QSO-Daten, sondern wurde um persönliche Informationen einschließlich QTH erweitert, z.B. mittels Fotos von Station oder Stadtansichten. Erinnert sei auch an die von DJ8OI grafisch gestalteten Stadtsilhouetten in den 60er Jahren. Einheits-und Reklame-QSLs waren die billigsten, jedoch wurde um ihre Akzeptanz heftig diskutiert. Sonderstationen werden zu staats- vereins- oder kulturpolitischen Anlässen betrieben. Die QSLs repräsentieren oft recht attraktiv den besonderen Anlaß. Wer z.B. umfangreiche Sammlungen von Sonder-QSLs aus mehreren Ländern in seinem QSL-Bestand hat, kann leicht an diesen nachvollziehen, was in welchem Zeitabschnitt für das betreffende Land und dessen Amateurfunkorganisation von Bedeutung war.

 Auch wenn heute nicht mehr wie in den 60er Jahren, den großen Zeiten des Diplomesammelns, die Abkürzungen aller erworbenen Diplome und Klubmitgliedschaften aufgezählt werden, hat sich am Charakter der QSL als Visitenkarte des Funkamateurs, nichts geändert.

 Heute sind die technischen und technologischen Möglichkeiten soweit entwickelt, daß QSL-Karten mit eigenen Bildern in bester Postkartenqualität kein Problem darstellen. Viele unserer Funkamateure verwenden sogar für ihre Urlaubs- und Expeditions-Calls besondere Karten. Manche von ihnen entwickeln dabei durch Motiv-Serien (z.B. QSL mit jeweils typischem Tier des Gastlandes) sogar einen persönlichen Stil.

Nicht selten verhelfen DX-Expeditionen durch ihre QSLs zu Eindrücken und Informationen über Länder oder Inseln, die man selbst nie bereisen würde. So ist schließlich aus der Kartei-Karte von einst ein Kunstgegenstand geworden.

 Jeder Hersteller anspruchsvollerer QSL-Karten bedient sich heutzutage im Computerzeitalter selbstverständlich moderner Hard- und Software. Nur wenige von ihnen verfügen jedoch über die personelle Basis zur künstlerischen Gestaltung der QSLs zu einem harmonischen Ganzen.

QSL-Karten werden aus verschiedenen Gründen, besonders zum Diplomerwerb, oder auch "nur" der Tradition folgend gesammelt. Ebenso traditionell sind auch die Sorgen und Probleme mit ihnen. Viele Funkamateure haben Statistiken vorgelegt. Eine von diesen belegt, daß nur 41% der getätigten QSOs bestätigt wurden, wobei davon bereits 45% den elektronischen Weg nahmen. Deutsche Funkamateure bestätigten hier für die Jahre 1991-2009 58% der QSOs mit einem elektronischen Anteil von 28%.

 Hinsichtlich Diplomerwerb ist immer wieder festzustellen, daß die QSOs selbst - also die eigentlich funkpraktische Tätigkeit - die am leichtesten zu erfüllenden Voraussetzungen waren und sind.

Die nach den Anforderungen von Diplomausschreibungen nicht vollständigen und in ihrem Sinne nicht ausreichenden Angaben auf den QSLs (was nichts mit dem tatsächlich stattgefundenen QSO selbst zu tun hat!) erschweren die Sache oft erheblich.

Die Laufzeiten sind schließlich ein vielschichtiges Problem für sich - ganz abgesehen von der finanziellen Situation des QSO-Partners, den technischen und materiellen Möglichkeiten seines Landes bzw. seiner Region, den Mitgliedschaften in bestimmten Amateurfunkvereinigungen, dem Funktionieren von QSL-Vermittlungen und der Unterstützung durch Manager sowie deren Eigenarten.

Darüberhinaus ist die Entwicklungstendenz des Post-Portos weltweit deutlich "positiv".

 Fazit: QSL-Karten sind zwar schöne und nicht zu missende Erinnerungsstücke für viele QSOs, aber sie repräsentieren nicht die QSO-Gesamtleistung eines Funkamateurs. Die nicht immer gegebene Akzeptanz für den Diplomerwerb mindern dieses Ergebnis.

 Das Internet bietet neue Wege: Zum einen per eMail-Versand und zum anderen über www.eqsl.cc. Insbesondere auf dem letzteren Weg lassen sich QSOs 100-prozentig ohne jegliche Büroarbeit und Kosten top-aktuell bestätigen.

Nun entscheidet der Empfänger der elektronischen QSLs, ob und und in welcher Form er die Bestätigung archivieren möchte. Er kann die QSL drucken, das QSL-Bild und die bestätigten QSO-Daten speichern. Moderne Logbücher übernehmen diese Aufgabe im direkten Dialog mit dem Log bei www.eQSL.cc. Stimmen die Daten mit denen im Logbuch nicht überein, werden diese separat ausgewiesen. Da jedes QSL-Bild im Hintergrund einen Echtheitsvermerk trägt, sind diese Betätigungen  zuverlässiger als die auf dem Papier. Auch der Online-Betrieb ist möglich, so daß die QSL unmittelbar nach dem QSO beim QSO-Partner vorliegt. Dieses zeitgemäße Verfahren bietet somit die Möglichkeit, der XYL oder Freunden sofort die Bestätigung von irgendwo auf der Welt zeigen zu können.

Manche Diplommanager tun sich schwer, diese elektronisch übertragenen QSLs zu akzeptieren.
Sicherlich spielen dabei Unvermögen im Umgang mit Computern und ein gewisser Konservatismus eine Rolle.

Ungeachtet dessen sind in Deutschland derzeit über 9000 Funkamateure bei eQSL.cc als Nutzer eingetragen und es kommen jährlich weit über 1000 neue hinzu.

Der Deutsche Amateur-Radio-Club bemüht sich, seinen Mitgliedern Diplome auf der Basis elektronisch gesammelter und bestätigter QSO-Daten anzubieten. 

Der elektronische Weg zur Bestätigung von Amateurfunk-Verbindungen ist ein zeitgemäßes Verfahren, das alle Mängel am Papierkartenaustausch beheben kann.

Es ist weiterhin die Initiative insbesondere junger Funkamateure gefragt, diese Entwicklungen voranzutreiben.

Attraktiv gestaltete traditionelle QSL-Karten als Visitenkarte würde ich jedoch weiterhin die Treue halten – aber nicht mehr um jeden Preis.

Der vorliegende Text ist ein im November 2009 geringfügig bearbeiteter und aktualisierter Kurzvortrag, der im Oktober 2001 beim Inseltreffen in Göhren/Rügen gehalten wurde.

  QSO = Funkverbindung

  QSL = Bestätigungskarte für eine Funkverbindung

  Call  =  vollständig: call sign = Rufzeichen

  QTH = Standort

  XYL = Ehefrau

  DJ8OI = Rufzeichen eines Grafikers aus Velbert

Hardy Zenker, DL3KWF


Zurück zur Hauptseite
von QSLonline.de