Vortrag auf dem Inseltreffen in Göhren am 30.09.2000
(Text: DL3KWF, Hardy Zenker)
Um einen tiefgreifenden Abriß über die Geschichte des
Amateurfunks zu geben, müßte man ein dickes Buch schreiben.
Dieses Buch hätte allerdings wie alle anderen Werke zu irgendeinem
historischen Verlauf gewiß auch den Mangel der gewollten und ungewollten
Verzerrungen. Das eigenene Erleben des Amateurfunks seitens des Schreibers,
der eigene Standpunkt, beinhaltet immer subjektive Elemente aus unserer jetzigen Zeit.
Wir erleben es an anderen Stellen zur Genüge, wie historische
Ereignisse mit dem jetzigen Zeitbewußtsein gemessen werden.
Wollen wir uns also mehr Fakten aus der Geschichte ins
Gedächtnis zurückrufen, und damit versuchen, die gewaltige Entwicklung der
drahtlosen Nachrichtenübertragung in ihren ersten Jahren zu erfassen und uns
an einige Ereignisse im Amateurfunk aus der von uns überblickbaren
Vergangenheit erinnern.
Der Vorlauf der Wissenschaft
Dem englischen Physiker Maxwell verdankt die Welt seit 1873
den theoretischen Nachweis der
Existenz elektromagnetischer Wellen.
Sein deutscher Kollege Heinrich Hertz wies diese Wellen
erstmals 1887 experimentell nach. Wissenschaftler vieler Länder beschäftigten
sich mit diesen uns heute vertrauten Wellen.
Greifen wir 2 der bedeutenden Wegbereiter der drahtlosen
Nachrichtentechnik heraus:
Der
russische Physiker A.S. Popow führte 1895 seinen Gewittermelder vor und ein
Jahr später gelang
ihm die erste drahtlose Nachrichtenübertragung auf einer Distanz von 250
Metern. Auch
unsere heutigen modernen Stationen eignen sich übrigens bestens als
Gewittermelder,
insbesondere
dann, wenn wir eine drehbare Richtantenne verwenden.
Der 15 Jahre jüngere italienische Physiker Guglielmo Marconi
führte 1895 bei Bologna, 1899 zwischen England und Frankreich und schließlich
1902 zwischen Europa und Amerika drahtlose Signalübertragungen durch.
Er verwendete als erster einen abgestimmten Schwingkreis.
Marconi wurde 1909 mit dem Nobel-Preis für Physik geehrt.
Die erste Röhre zur Verstärkung von Wechselspannungen
entwickelte der österreichische Physiker Robert von Lieben 1906.
Die Herkunft des Begriffes “funken” stammt offenbar aus jener
Zeit, als Funkeninduktoren sowohl Oszillator als auch PA waren. Wir funken
jedoch heute ohne Funken.
Das
international gebräuchliche Wort “Radio” verdanken wir der Ausstrahlung wegen
dem radioaktiven Element Radium. Soviel zu den Anfängen des Funkwesens.
In nahezu allen Ländern begriff man recht schnell die
zukünftige Bedeutung der sich entwickelnden Funktechnik sowohl für
kommerzielle als auch für militärische Zwecke. Diese Anpekte sind ein eigenes
Kapitel, das wir heute nicht betrachten wollen.
Wiege des Amateurfunks – USA
Die Wiege des Amteurfunks hat zweifelsohne in den USA
gestanden.
Dort war es etwa ab 1910 technisch interessierten Personen
bereits möglich, selbst Geräte zu bauen.
Da
die Reichweiten recht begrenzt waren, organisierte sich ein
Übermittlungsfunkbetrieb - also ein Relaisbetrieb.
Naheliegend war, daß Organisationen zur gegenseitigen
technischen Unterstützung und zur Organisation des Relais-Funk-Betriebes
nötig waren. Aus dem “Radio Club of Hartford” ging schließlich im April 1914
die “American Radio Relay League”, die ARRL, hervor.
Bereits im Oktober 1914 waren im 1. ARRL-CALL-BOOK 500
Mitglieder aus mehr als 32 Bundesstaaten der USA und Kanada verzeichnet.
Gesendet wurde bei 200 Meter Wellenlänge; jeder auf
irgendeiner Frequenz und zum Geschick des Funkamateurs gehörte es, in diesem
Bereich dann die Station zu finden, die eine Antwort sendete.
Die Ältesten unter uns werden sich nun gewiß an die Anfänge
des Amateurfunkbetriebes auf dem 2-Meter-Band erinnern. Man hatte für seinen
Sender einen Quarz und beendete seinen allgemeinen Anruf beispielweise mit den
Worten: “Ich drehe von unten nach oben durch.”
Aus den amerikanischen Anfangszeiten stammen auch die ersten
amateurfunkspezifischen betriebstechnischen Festlegungen und
Abkürzungen. Seitens der ARRL war man auch um eine einheitliche Sprache
bemüht.
Es wurde mehrfach Esperanto vorgeschlagen. Darauf gab es kaum
positive Reaktionen und so entwickelte sich das heute als offene Sprache
gesetzlich anerkannte sogenannte “QST-Englisch”. (Das Mitteilungsblatt und
spätere Zeitschrift QST, über das also auch die Abkürzungen publiziert
wurden, gibt es seit 1915.)
Wir kennen alle die Begriffe, die für uns Umgangssprache
geworden sind:
- VY aus
very
- CUAGN aus see you again
- DX aus
distance usw.
Die “Titanic” sendete bei ihrem Untergang 1912 das
zu dieser Zeit gültige Seenotzeichen “CQD” - “come quick danger” - auf
Deutsch: komm schnell Gefahr.
Heutzutage ist anzuzweifeln, ob die Leute, die mit den
Buchstaben “CQ” minutenlage Gebeübungen veranstalten, ahnen, daß sie “komm
schnell” senden.
Die “73” stammen aus dem Betriebsdienst der Draht-Morse-Linien
früherer Zeiten. “OK” wird - noch bevor es zum Nachrichteninhalt wurde - dem
geschäftstüchtigen Amerikaner Oscar Kaiser zugesprochen, der mit seinen
Initialen suggerierte, daß diese “OK-Waren” ohne Bedenken gekauft werden
können.
Das erste transatlantische QSO
Gegenüber den USA wies die Entwicklung der Funktechnik der
Funkamateure Europas einen Nachholebedarf aus. Der erste Versuch für einen
transatlantischen Kontakt zwischen USA und England im Februar 1921 verlief
trotz hoher Beteiligung - es sendeten 20 Stationen der ARRL und es hörten
etwa 200 Engländer - negativ.
Von Seiten der ARRL hatte man jedoch bereits Erfahrungen im
Überbrücken größerer Entfernungen.
Was im eigenen Land ging, muß schließlich auch transozeanisch
funktionieren. Ein erneuter Versuch, für den die ARRL Paul F. Godley mit dem
neusten Modell eines Superheterodyne-Empfängers nach Schottland schickte,
gelang im Dezember 1921. Die amerikanischen Testsendungen vom
ARRL-Hauptquartier mit dem Rufzeichen 1AAW (später U1AAW, NU1AWW, W1AW und
jetzt NU1AW) konnten auch von zahlreichen Funkamateuren in England sowie in
Holland und Frankreich aufgenommen werden. Der einseitige Funkverkehr war
geglückt.
Es sollte nun noch zwei Jahre dauern, bis die erste
zweiseitige Amateurfunkverbindung zwischen (U)1AWW und (F)8AB zustande kam.
Für dieses historische QSO wurde eine Wellenlänge von 100 Metern - 3 Mhz -
benutzt. Seit Marconis erster Transatlantik-Funk-Verbindung waren 21 Jahre
vergangen.
“Bauelemente”
Bei Betrachtungen zu den Anfängen dürfen wir nicht vergessen,
daß viele Bauelemente selbst angefertigt werden mußten. Kondensatoren wurden
aus Stanniol und Zigarettenpapier, Widerstände aus abgebrannten Bleistiften,
der Detektor-Demodulator aus Pyrit- oder Bleiglanzbröckchen und Drehkos aus
Fotoplatten hergestellt. Das heutzutage vielerorts gefürchtete Wickeln von
Spulen muß damals wegen der relativ hohen Exaktheit ein wahres Vergnügen
gewesen sein.
Technische Anforderungen an Sende- und Empfangsgeräte wie wir
sie heute kennen, gab es nicht und so nahm es auch niemand übel, wenn z.B.
der Ton eine gewisse Verwandschaft mit dem Maschinen- gewehrfeuer, dem
sogenannten Gartenzaun-AC, aufwies. Die Skale für Tonqualität ging von 1 bis
9 - auch heute noch. So waren nach dem jetzigen Stand der Technik und dem
Geschmack unserer “Edelstelektroniker” viele Unmöglichkeiten schließlich doch
damals zeitgemäße Lösungen.
Eine Frequenzdrift von 5 kHz während eines QSOs wurde nicht
ausdrücklich vermerkt.
In Frankreich war es Mode geworden, die HF in der Form zu
modulieren, daß Kohlemikrofone direkt in die Antennenleitungen geschaltet
wurden. Die Hauptsache war, man funkte überhaupt oder noch besser: man
durfte!
... und in Deutschland ? Ein schwerer
Anfang
Ja, und in Deutschland durfte man eben nicht. Mit dem Gesetz
über das Telegrafenwesen des Deutschen Reiches hatte man 1892 - also zeitlich
noch vor dem Popow’schen Gewittermelder - jegliches private Betreiben von
Telegrafenanlagen ausgeschlossen. Nach diesem Gesetz, bei dessen Abfassung
kein Gedanke an drahtlose Übertragungen eine Rolle gespielt haben kann,
wurden z.B. Rudolf Horkheimer 1923 und Manfred von Ardenne 1924 gerichtlich
belangt. Horkheimer funkte unter dem Rufzeichen Y8 und hatte als erster
Deutscher ein QSO mit Neuseeland. Nach ihm, dem späterer Professor in Berlin,
benannte der DARC bekanntlich den jährlich zu vergebenen Preis für technische
Entwicklungen auf dem Gebiete des Amateurfunks.
Funkinteressierte Menschen gab es viele, so daß sich
zahlreiche Klubs im gesamten Land bildeten.
Die meisten Mitglieder waren mehr an Rundfunkhören
interessiert. Der von diesen Vereinen ausgehen- de Druck auf die Reichspost
führte schließlich 1924 zur “Freigabe des drahtlosen Nachrichtenempfan- ges”
unter der Voraussetzung die “Bestrebungen zur Förderung des Funkwesens” nicht
zu schädigen.
Eine Detektorversuchserlaubnis kostete 24 RM und eine
Audionversuchserlaubnis 60 RM im Jahr.
Diese Genehmigungen wurde nur an Reichsdeutsche erteilt, wobei
die Audionversuchserlaubnis an die “Vermittlung anerkannten Vereine” gebunden
war.
Wenn bis dahin bereits das nächtliche Träumen vom Senden unter
Strafe gestanden zu haben scheint, so war schließlich doch der erste Schritt
erreicht, denn wenn nun empfangen werden durfte, mußte ja irgendwann auch
jemand senden. 1925 wurden im gesamten Deutschen Reich 34 Lizenzen vergeben
zu 100 RM pro Jahr. (Das war damals ein Monatsgehalt eines mittleren
Beamten!)
International gesehen war dieser Stand ganz einfach lächerlich.
Der internationale Funkverkehr war inzwischen so weit gediehen, daß alle
Kontinente erreichbar waren und erreicht wurden. Das berühmte Diplom WAC
wurde immerhin bereits im April 1926 gestiftet. Ein Jahr zuvor war
bekanntlich die Internationale Amateur Radio Union, die IARU, gegründet
worden.
Hier noch einige Zahlen aus dem Jahre 1928: Auf der gesamten
Welt gab es etwa 50 000 Funkamateure und davon in den USA 20 000, in England
2 500, Frankreich 350, Schweden 234, Sowjetunion 150, Spanien und Belgien etwa
90, Deutschland und Dänemark je 50, Italien und Norwegen je 30 und in der
Schweiz gab es 5 Funkamateure.
Die weitere Entwicklung in Deutschland gestaltete sich
weiterhin schwierig und problembeladen.
Es
wurden mehrfach großzügige Lizenzierungen versprochen. Das Göbbels’sche
Propagandaministerium, dem der 1927 gegründete DASD unterstellt worden war,
versuchte jedoch wenig erfolgreich den gesamten Amateurfunk Deutschlands und
seine Organisation zu unterwandern. Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurden die bis
dahin erteilten 529 Lizenzen - wenn wir von den wenigen Kriegsfunklizenzen
absehen - einschließlich Geräte eingezogen.
Nach 1945 - ein erneuter Anfang
Wieder
bedurfte es mutiger OMs, den Amateurfunk und eine neue Organisation in Gang
zu bringen.
Die Besatzungsbehörden ließen ab 1946 die Bildung von
funktechnischen Vereinen zu.
Die
amerikanischen Besatzungsbehörden erwiesen sich in den Nachkriegsjahren am
amateurfunk- freundlichsten. Einer dieser Klubs war der SAC, der Samstagabend
Club, unter dessen Regie ab 1947
in
Stuttgart die QSL-Post-Box 585 betrieben wurde. Hier wurden auch
“semioffizielle Lizenzen” erteilt. Um auch diesen Abschnitt abzukürzen sei
lediglich erwähnt, daß es auch in den Westzonen zu Haussuchungen und
Verhaftungen während der Schwarzsenderzeit gekommen ist. Ungeachtet dessen
aber die Anzahl der durch den SAC betreuten Funkamateure ständig wuchs.
Im
Verlaufe des Jahres 1948 wurde bereits über 600 “semi-offizielle”
Funkamateure betreut.
Später
auch noch die der Ostzone hinzu.
Es bedurfte eines beharrlichen und angemessenen Taktierens bis
leztenendes, unterstützt durch die sog. Backsteinaktion, der damalige
Wirtschaftsrat am 19.01.1949 das bekanntlich 1997 abgelöste Amateurgesetz
verabschiedete. Die ersten Lizenzen gab es ab dem 23.03.1949 zunächst nur in
der amerikanischen und britischen Zone. In der französischen Zone dauerte es
bis Mai 1950 und im Saarland wurden erst im Oktober 1952 die ersehnten
Lizenzen erteilt.
Auch in der Ostzone, der späteren DDR, gab es viele
Funkamateure, die nach Kriegsende die Funktätigkeit aufnahmen und um die
Legalisierung rangen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das Engagement
im Kulturbund 1949, in der Kammer der Technik 1950 sowie der berühmten
Versammlung vom Mai 1951 in Jena.
Ein Dach bot dann schließlich die 1952 gegründete Gesellschaft
für Sport und Technik.
Im Februar 1953 wurde eine unter Mitwirkung von Funkamateuren
in Klausur erarbeitete Verordnung einschließlich Durchführungsbestimmungen
erlassen. Bemerkenswert ist der §9 jener ersten Verordnung, der besagte:
“Alle vorhandenen, für den Amateurfunk geeigneten Funksender
oder wesentliche Teile derselben sind von ihren Besitzern innerhalb sechs
Wochen nach Verkündung dieser Verordnung dem Ministerium für Post- und
Fernmeldewesen zu melden, sofern nicht von ihnen innerhalb dieses
Zeitraumes die Erteilung auf eine Genehmigung zum Errichten und zum Betrieb
einer Amateurfunkstelle beantragt worden ist.”
Mit anderen Worten, wer nun keine Lizenz beantragte, machte
sich strafbar. Die ersten 16 Genehmigungen wurden am 14.Juli 1953
ausgestellt; das erste offizielle QSO fand tags darauf zwischen DM2AEM und
DM2AGM in Leipzig statt.
Die erste Rufzeichenliste der DDR von Juli 1957 enthielt bereits 163
Einzelgenehmigungen und 211 Klubstationen. In den 3 Nordbezirken Rostock,
Schwerin und Neubrandenburg - etwa im jetzigen Mecklenburg-Vorpommern - waren
es 21 Einzelgenehmigungen und 21 Klubstationen - insgesamt 31 OMs.
Wir
freuen uns, daß wir von diesen 31 OMs noch 5 unter uns haben:
Franz Greiner DL1KWA damals DM2ABA
Heinz
Stiehm
DL1SUE damals DM2ACB
Oskar Pohl DL1SVZ damals DM2AGB
Hans Heinecke DL3KUO damals DM2ADA und
Dietrich Meyenburg DL9GLA damals
DM3KJA.
In der DDR wurde nun gefunkt
Über den Amateurfunk in der DDR heute etwas sagen zu wollen
ist aus dem Grunde nicht einfach,
da es der Medienwelt noch nicht gelungen ist, zur Sachlichkeit
und dem Anerkennen von Realitäten zurückzukehren.
Aber mit journalistischem Wunschdenken kommen wir eben nicht
weiter und dies erst recht nicht, wenn lange zurückliegende Ereignisse mit
einem Selbstverständnis von heute gemessen werden. Bleiben wir also bei der
Realität.
Gewiß, wie überall auf der Welt gab auch hier unter den
Verantwortlichen solche, die dem staatlich zugelassenen und von dort
gefördeten Amateurfunk mißtrauisch oder sogar feindlich gegenüberstanden. So
erfuhr unser Oldtimer Ernst Fischer DL2KUX und früher DM2AXA aus Greifswald
vom damaligen GST-Kreisvorsitzenden im Jahr 1957, daß es so etwas wie
Amateurfunk in der DDR nie
geben
werde. Ernst fand dennoch den Weg.
Auffällig ist die Anzahl der Klubstationen, die durch
Betriebe, Schulen und Institutionen unterstützt territoriale Zentren für
Ausbildung und Funkbetrieb wurden. Eine feine Sache insbesondere für junge
Leute. Mit der erworbenen Sendegenehmigung konnte man sofort loslegen. Man
durfte funken und sollte es sogar.
Wer dies ohne klar erkennbare Gründe nicht tat, mußte mit dem
Einzug seiner Genehmigung rechnen. Inhaber von Einzelgenehmigungen standen
darüberhinaus unter dem Erfolgszwang, innerhalb eines Jahres nach Erteilung
der Genehmigung QRV zu sein.
Man erwartete auch, daß jeder außer zu funken auch etwas für
die Gesellschaft tat und dies insbesondere auf dem Gebiete der Ausbildung -
gewissermaßen als Multiplikatoreffekt. Sich einfach zurückzulehnen und
andere für die Klubstation arbeiten zu lassen, hatte gelegentlich auch
unangenehme Folgen.
Man mußte Mitglied der GST sein. Dafür wird heutzutage gern
der Begriff “Zwangsmitgliedschaft” benutzt.
So mancher würde sich allerdings heute wünschen, daß alle im
selben Verein Mitglied wären und sich für den Verein einsetzten - nun aber
völlig freiwillig.
Die ersten offiziellen QSOs mit DM-Rufzeichen wurden oft mit
Sendern getätigt, die schon jahrelang in Betrieb waren.
Da für die Klasse 1 eine maximale Anodenverlustleistung von 50
Watt zugelassen war, bestimmte der §8 der 2. Durchführungsverordnung, daß man
besonders befähigten Funkamteuren von Fall zu Fall auch höhere
Verlustleistungen genehmigen könne. Jede Sendeanlage mußte durch die Post zum
Betrieb freigegeben sein bevor man - abgesehen vom Testbetrieb - loslegen
konnte.
Die
Abnahmezeremonie bestand viele Jahre im Vorführen eines QSOs bevor später
Ober- und Nebenwellenabstrahlungen gemessen wurden.
Nun ein paar Daten bis in die
80-ziger Jahre
1955 fand der erste DM-interne Contest statt an dem sich 45
Sendestationen und 39 SWLs beteiligten.
Die Diplome WADM und RADM, die ab 1980 als WAY2 und RAY2
weitergeführt wurden, gab es seit 1956.
Diese Diplome erforderten den Mehrbandbetrieb.
1956 wird das 2-Meter-Band freigegeben. Ein halbes Jahr danach
ist DM2AFO QRV. Die Erstverbindung DM - OK auf 2 Meter tätigt DM2AFN. 1962
läuft der erste DM-UKW-Contest. Zur allgemeinen 2-Meter- Belebung wird ab
1963 der DM-UKW-Marathon in Leben gerufen. Das Diplom DM-QRA wird gestiftet,
1964 folgt das EUROPE- QRA-Diplom.
1957 funkt OM Heinz Stiehm, DM2ACB heute DL1SUE, an Bord des Segelschulschiffes
“Wilhelm Pieck” unter
dem Rufzeichen DM5MM/MM. Im Hafen von Tirana ist er unter
ZA2ACB QRV.
Seit 1958 gibt es das SOP-Diplom, das wir als Distrikt seit
1991 weiterführen.
Es ist übrigens das erste Diplom, das nun auch per e-Mail
beantragt werden kann.
Im Mai 1958 beginnt die Sendereihe “Hör zu - die GST sendet”
auf 40 Meter.
Diese Sendungen in Amplitudenmodulation der Funkamateure
wenden sich an Rundfunkhörer mit der Absicht, sie für den Amateurfunk zu
gewinnen. Diese Sendungen haben Erfolg, so daß 1960 für die Rundfunkhörer das
HADM-Diplom gestiftet wird.
Der erste WADM- (später WA-Y2 und heute WAG-) Contest wird im
Oktober 1959 veranstaltet - damals noch nur in CW. Ihm folgen der DM-Aktivitäts-
und 1963 der Jahresabschluß-Contest.
Die erste Auflage des berühmten “Antennenbuchs” von Karl
Rothammel DM2ABK, erscheint 1959 im Militärverlag der DDR.
Im Mai 1965 tritt eine neue Amateurfunkordnung in Kraft. Mit
ihr wird eine Einstiegerklasse mit CW Prüfung von 40 BpM geschaffen. Parallel
dazu gibt es die SWL-Einsteigervariante DM-EA ohne Telegrafieprüfung. Die
Jahre 1966 und 1967 werden dadurch zu den Jahren mit dem größten Zuwachs an
Funkamateuren in der DDR.
1965 werden die Interessengruppen DM-DX-Club und
DM-CHC-Chapter gebildet und später als DM-DXer bzw. Y2-DXer und DMCG bzw.
Y2-CG weitergeführt. Parallel dazu werden die Diplome DM-DX-A und DM-CA
später Y2-DX-A und Y2-CA gestiftet. Das Kreiskennerdiplom DM-KK bzw.
Y2-KK kommt 1968 hinzu und vervollständigt das Diplomprogramm.
Am Telegrafie-Teil des WW-DX-Contestes 1966 nimmt erstmalig
ein Team in der Multi-OP-Multi- TX-Kategorie unter dem Rufzeichen DM7M teil
(einstelliger Suffix bereits 1966 !).
Am 08. März 1970 findet zum ersten Mal die YL/XYL-OM-Party,
ein Wettbewerb auf dem 80-Meter- Band, statt.
Frauen mit UKW-Sendegenehmigungen dürfen an diesem Tag sowie am Tage dieses
Wettbewerbs in den folgenden Jahren freizügig Amateurfunkbetrieb auf den
Kurzwellenbändern machen.
Ebenfalls 1970 werden die Contest- und Diplomprogramme in
Ordnungen des Radioklubs der DDR gefaßt. Gleichzeitig tritt eine
Klassifizierungsordnung in Kraft, nach der besonders erfolgreiche
Funkamateure die staatlichen Sportauszeichnungen Meister des Sports und
Verdienter Meister des Sport erhalten können.
Aus Anlaß des 20-jährigen und später des 25-jährigen Bestehen
des Amateurfunks in der DDR können zahlreiche Funkamateure den Präfix DT
verwenden.
Zum 30. Jahrestag verwendeten sie die “30” mit dem Suffix aus
der DM-Zeit - Beispiel Y21FA sendete als Y30AFA.
Ab Mitte der 70er Jahre werden alle Klubstationen mit dem
Amateurfunk-Transceiver “Teltow” ausgerüstet.
Ab 01.01.1980 funken die Funkamateure der DDR unter
Y-Rufzeichen. Gleichzeitig wurde der Ausbil- dungsfunkbetrieb an
Klubstationen eingeführt. Die Rufzeichen sind einheitlich aufgebaut:
Y, die Ziffern der Klubstation, A, Bezirkskenner - Beispiel
Y51AC, Ausbildungsrufzeichen der Klubstation Y51ZC in Pasewalk im Bezirk
Neubrandenburg.
Contestrufzeichen konnten Klubstationen erst ab 1987
verwenden. Sie wurden nach dem gleichen Prinzip gebildet: Y, Ziffern der
Klubstation, C, Bezirkskenner - Beispiel Y38CB. Contestrufzeichen mit
einbuchstabigem Suffix waren an die Bildung einer festen Mannschaft gebunden
- Beispiel Y34K.
In den DDR-Jahren gab es viele Sonderdiplome und zahllose
Sonderstationen. Anlässe waren oft politische Veranstaltungen und Ereignisse.
Man kann nun heute sich dazu stellen wie man will:
Alle diese Aktionen hatten stets das gleiche Ziel:
Funkaktivität!
International gesehen von mehreren ausländischen Stationen
unabhängig voneinander eingeschätzt, waren ebensoviele DM- bzw. Y-Stationen
auf den Kurzwellenbändern zu hören wie DL-Stationen.
Im
Oktober 1989 gab es hier rund 4550 Funkamateure.
Die Wende
Es wendete sich einfach alles. Der Radiosportverband, nun als eingetragener
Verein, hatte die Aufgabe, alle Fragen in den turbulenten Zeiten zu klären
bzw. wenigstens zu erklären und auf dieser Weise die Funkamateure in das
vereinte Deutschland zu führen. Die Übergangsverfügung, die hinsichtlich der
Frequenzzuweisungen in den neuen Bundesländern nach wie vor gilt, ordnete die
damaligen Mitbenutzern ohne zusätzliche Prüfung in die Klasse B ein. Das war
die entscheidende Voraussetzung für den Fortbestand des Amateurfunks in
"Neufünfland" überhaupt.
Der Übergang zum DARC war nicht so einfach, da es genügend OMs
auf der westlichen Seite gab, die dem RSV e.V. mißtrauten und eigentlich
diesen RSV als selbständigen Verein in Deutschland fürchteten. Berater des
damaligen Vorstandes des DARC hatten mitunter zu viele
"Fernsehmeinungen” versucht umzusetzen.
Schließlich kam es doch zu dem bekannten gemeinsamen Weg.
Unser Distrikt ist deckungsgleich mit dem Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern. Er ging hervor aus den Bezirken Rostock, Schwerin und
Neubrandenburg ohne die Kreise Wittenberge, Templin und Prenzlau, die jetzt
zum Land Brandenburg gehören.
Von den etwa 620 Amateurfunkgenehmigungsinhabern in unserem
Distrikt aus DDR-Zeiten waren bis Ende März 1991 etwa 500 in Ortsverbänden -
nun des DARC - organisiert. 80 Sendeamateure und SWLs fanden nicht den Weg
zum DARC und 64 Funkamateure mit Y-Call beantragten nicht in der dafür
vergesehenen Zeit bis Ende 1992 ein DL-CALL. Infolge wirtschaftlicher Um- und
Zusammenbrüche, der Neuordnung von Eigentumsverhältnissen und vielen anderen
Gründen mehr, büßten wir in den ersten 5 Jahren weitere 135 Mitglieder ein.
Glücklicherweise war der Zugang neuer Mitglieder größer, so daß wir Ende 1994
statistisch ebenso viele Funkamateure und Mitglieder hatten als zu Beginn der
Wende.
Heute, oder genauer gesagt am 01.07., waren im Distrikt 764
Mitglieder in 29 Ortsverbänden des
Klubs organisiert und 681 von ihnen haben eine
Amateurfunkgenehmigung. Von diesen 681 Genehmigungsinhabern haben 20 die
Klasse 3 und 165 die Klasse 2. 21 führen wieder ihr altes DM-CALL.
Insgesamt hat Mecklenburg-Vorpommern, also DARC-Nichtmitglieder einbezogen,
gegenwärtig etwa 900 Funkamateure mit einer Genehmigung der Klassen 1, 2 oder
3, sodaß sich ihre Anzahl in den letzten 10 Jahren etwa ver-1,5-facht hat.
Historiker möchten bitte vermerken, daß die Außenstelle des
BAPT Neubrandenburg als erste Außenstelle in
den neuen Bundesländern die neuen Genehmigungen austellte, so
daß es Neubrandenburger waren, die am 02.05.1991 als erste „Ossis“ mit
DL-CALLs funkten. Rostock folgte einen Tag später.
Es entwickelt sich...
Kaum eine Klubstation von damals hat heute noch sein Domizil
für Funkbetrieb und Ausbildung. Manchem OV gelang es wieder irgendwo
Räumlichkeiten zu bekommen, manchem auch nicht.
So reduzierte sich die Anzahl von Klubstationen etwa auf die
Hälfte, wobei nicht immer hinter einem Klub-Call auch eine Station steht.
Die Entwicklung des FM-Relais- und Digipeater-Netzes in
Mecklenburg-Vorpommern entwickelte sich - mit den Augen von heute gesehen -
rasant. Zu den bestehenden 2-Meter Relais in Rostock und Greifswald kamen
bald die in Schwerin und Neubrandenburg hinzu. Heute sind es 6, wobei wir
noch auf das QRV-Werden in Malchin warten.
Auf 70 cm sind 10 Relais QRV, auf das Wiedereinschalten von
DB0WLG hoffen wir noch.
Das Digipeater-Netz entstand in denkbar kurzer Zeit.
Vollständig funktionierte es nur wenige Tage.
Seit dem klappert es hier oder da: dort wird das Gebäude
einschließlich Dach umgebaut, an anderer Stelle richtet ein Blitz ein
technisches Chaos an oder ein hohes Gebäude wird in die Linkrichtung gesetzt.
Normale Defekte an den Geräten und Antennen führen fast überall zu Ausfällen.
Damit muß man eben leben. Die Schweriner OMs betreiben ein ATV-Relais, das
Rostocker ist noch im Entstehen. Zur Vollständigkeit gehört noch das Nennen
von 2 Baken auf 144 Mhz und 10 GHz.
Der Distrikt unterstützte die Errichtung dieser Netze bisher
mit mehr als 6000,- DM.
Ohne den Fleiß vieler und eigentlich immer viel zu weniger YLs
und OMs geht das alles nicht.
Seit 1994 werden verdienstvolle Funkamateure unseres
Distriktes mit der Ehrennadel des Distriktes geehrt. Bisher konnten 12
Ehrennadeln vergeben werden. Die erste erhielt Traudel, DL1SYL, für ihr
besonderes Engagement bei der Bildung unseres Landesjugendverbandes und der
Ausbildung von Amateurfunknachwuchs.
Gefunkt wird im Distrikt Mecklenburg-Vorpommern nach wie vor -
wenn auch insgesamt weniger als in alten Zeiten.
Wer einmal im Ausland Funkbetrieb gemacht hat, wird wissen, daß Stationen aus
MVP stets dabei sind auch wenn
“nur” DL5SVB und DL2SZA zu den Anrufern gehören. Feldtage und
Leuchtturmwochenenden finden nicht ohne MVP-Beteiligung statt.
Sonderstationen gehören je nach Anlaß ebenfalls zu dem Programm.
Amateurfunktreffen - wie das heutige auf der Insel Rügen nun zum 10. Mal -
finden regelmäßig auch in Ludwigslust und Neubrandenburg statt.
An kleinen
Erfolgen mangelt es nicht. Große sind schon seltener.
Im vergangenen Jahr konnte das Team DL0HRO, Z87, den
Kurzwellenpokal des DARC gewinnen.
Dieser Erfolg freut uns um so mehr, da bei diesem Wettbewerb
im Unterschied zur Klubmeisterschaft mehr Leistungs-Conteste in der Wertung
sind. Übrigens, der Chef und Motor von DL0HRO ist Matthias, DL3KUD. Er ist
z.Z. auf dem Wege nach 3B6, der Insel Agalega, wo er an einer international
besetzten DX-Expedition teilnimmt.
QRV: 08.-24.10.; CALL: 3B6RF
Es ließe sich noch mehr aufzählen, was heute den Distrikt
Mecklenburg-Vorpommern im Amateurfunk ausmacht. Auch daß wir der 4. Distrikt
im DARC waren, der mit einer eigenen Homepage an die große des Klubs
angelinkt wurde, macht uns stolz. MVP-Contest mit offener Beteiligung und
MVP-Diplom sind feste Begriffe.
Zufrieden? Nein, zufrieden sind wir nicht. Unzufriedenheit ist
die Triebkraft für Neues. Aber auch wir könnten mehr von dieser
schöpferischen Unzufriedenheit gebrauchen, ich meine dies im Sinne von mehr
Mitverantwortung und Mitarbeit, denn schließlich möchten wir unseren
Amateurfunk nach den ersten 90 Jahren noch einige Jährchen betreiben.
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