Humoriges

Bei der Bissigkeit der Diskusion über die Beibehaltung der CW-Prüfung wird leider öfter 
vergessen, daß es sich beim Amateurfunk um ein Hobby handelt, so wie jedes andere auch.
Ich  versuche mal einen Vergleich mit dem Hobby der Jägerei. Ähnlichkeiten der nachfolgenden Ausführungen mit Zuständen im Amateurfunk sind rein zufällig.

1.  Der Zugang zur Jägerei erfolgt ebenfalls über eine gesetzlich geregelte Prüfung, es gibt in der 
     Jägerei Hobbyjäger und angestellte Profijäger, so wie es auch bei uns Berufsfunker gibt.

2.  Man stelle sich nun vor, es gibt eine Einteilung der Jagdprüfung in drei Klassen:
   - Klasse 1 darf alles schießen, also auch Elefanten, Nashörner, Löwen und Tiger.

   - Klasse 2 darf  nur im eigenen Lande schießen und nur was gleich groß - und kleiner ist- als
     ein Hirsch,

   - Klasse 3 darf  nur auf Hasen und Kaninchen schießen, aber nur mit Schrot und dabei ist die
     Anzahl der Schrotkörner in der Patrone vorgeschrieben.

3.  Wie ist die psychologische Situation innerhalb der Klassen

Klasse 1:
Die Klasse 1 kann ihr umfassendes Recht auf alles zu schießen mit wenigen Ausnahmen nicht wahrnehmen, da man Großwild im eigenen Land nicht jagen kann und die Reise ins Ausland nur für wenige betuchte Jäger möglich ist.
Trotzdem fühlen sich die Inhaber der Klasse 1 allein von ihren Befugnissen her, als Elite der Jägerei, kommunizieren daher vorwiegend untereinander und tauschen ihre Erfahrungen über die Großwildjägerei aus ohne jedoch selbst je auf Großwild geschossen zu haben. Wenn es zur Kommunikation mit Inhabern der Klasse 2  kommt, die z. B. über den Abschuß eines Elchs (=Auslands-Großwild der Klasse 2) berichten, werden diese zwar zuvorkommend und jovial behandelt, aber der Abschuß des Elchs wird entweder als Jägerlatein belächelt oder als Ausnahme abgetan.
Im übrigen grenzt man sich gegen die unteren Klassen möglichst ab. Aufsteiger werden zwar gelitten, ihre Vergangenheit als ehemaliger Zweit- oder Drittklässler werden sie jedoch nicht so schnell los, auch dann nicht, wenn sie nun viele Elefanten schießen könnten.

Klasse 2:
Hier gibt es viele, die mit dem Jagdrecht auf Hirsche und abwärts voll zufrieden sind und ihr  Hobby als Erfüllung ansehen. Dann gibt es andere, die zumindest insgeheim gern die Erlaubnis hätten, auch auf Großwild zu schießen ohne dafür jedoch Ungelegenheiten in Kauf nehmen zu müssen. Weitere fahren extra ins Ausland um die Klassenbeschränkungen zu umgehen.
Wiederum andere machen der Klasse1 generell das Recht streitig, allein auf Großwild schießen zu dürfen und fordern eine nachträgliche Änderung der Jagdprüfung nach dem Motto: "Großwild für alle".
Die Gruppe der Ehrgeizigen büffelt Tag und Nacht, um die Großwildjägerprüfung irgendwann nachzuholen, obwohl sie schon in der Klasse 2 Schwierigkeiten hat, das Wild überhaupt zu treffen und die Angehörigen dieser Gruppe erklärtermaßen sowieso nie auf Elefanten schießen wollen.

Die letzte Gruppe der Klasse 2 ist die der politischen Aktivisten. Sie lehnen die Großwildjägerei generell als verwerflich und nicht zeitgemäss ab, streben andere Strukturen in der Jaegerei an und wollen das Hobby komplett umkrempeln. Sie scheuen auch nicht davor zurück, sich mit Wilddieben zu verbünden, die ohne Lizenz auf alles schießen was sich bewegt.

Klasse 3:
In dieser Klasse sind die Jagdeleven versammelt. Sie können im Prinzip alles was andere Klassen auch können, aber nur theoretisch und sind, unabhängig vom Lebensalter, noch zu jung  um z. B. Böcke schießen zu dürfen.
Aufgrund der Beschränkungen können sie Erfahrungen nur schwer sammeln und nur im eigenen Kreis austauschen.
Sie leiden sehr stark unter den Beschränkungen der Munitionsmenge und hätten gern auch mal mit richtiger Munition auf einen Hirsch geschossen, zumal sie ja, nach eigenem Selbstverständnis, schon alles können.
Beide oberen Klassen kümmern sich um die Jagdeleven und wollen sie jeweils in die eigene Klasse ziehen.
Sie dürfen daher an Jagden der oberen Klassen teilnehmen und auch mal auf größere Tiere schießen, aber sie haben dabei ein schlechtes Gewissen, weil es nicht ganz legal ist.
Insgesamt trachtet jeder Angehörige der Klasse 3 nach kurzer Zeit danach die Klasse wieder zu verlassen, um sein  Hobby richtig ausüben zu können.

4. Das Fazit

- Klassen gibt es überall.
- Klasse ist von Klassen unabhängig.
- Klassenlos ist nicht unbedingt klasselos.
- Klasselosigkeit gibt es in jeder Klasse.

Vy 73, de Manfred DC9ZP @ DB0WDR
(aus dem DL - PR-Netz)


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